Ausgewählte Vampirfilme
»Die Klarheit ist die Höflichkeit des Kritikers, die Deutlichkeit seine Pflicht und Aufgabe.«
(Marcel Reich-Ranicki, 1920 – 2013)
»Aufrichtigkeit ist die erste Pflicht des Kritikers.«
(Marcel Reich-Ranicki 2004 in der Talkshow »Menschen bei Maischberger«)
»Deutlichkeit heißt das große Ziel der Kritik.«
(Marcel Reich-Ranick 1970 in »Lauter Verrisse«)
»Der Kritiker hat keine Angst als Tadler zu gelten. Jeder vernünftige Mensch ist gefasst, dass die die Mehrzahl aller Kritiker tadeln muss.«
(Alfred Kerr, 1867 – 1948: 1917)
Wie Friedhelm Schneidewind seine Rolle als Kritiker sieht:
Schön
oder gut? – Gedanken zur Kunstkritik (Essay)
(Saarländisches
Kultur-Journal 5/1995)
Die Filme sind jeweils in chronologischer Reihenfolge
aufgeführt.
– Überblick über CARMILLA-ADAPTIONEN –
ZUR STARTSEITE VOM VAMPYRJOURNAL
subjektiv: »Die 10 besten Vampirfilme aller Zeiten« von Thilo Nemitz (22.07.2020)
Die wichtigsten
Dracula-Verfilmungen
Empfehlenswerte Literatur: Karsten Prüssmann, »Die
Dracula-Filme«, Heyne-Taschenbuch
Nosferatu – Eine Symphonie
des Grauens
Deutschland, 1921/22, s/w, 84 min.
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau; Buch: Henrik Galeen nach dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Fritz
Arno Wagner, Günther Krampf; Musik: Hans Erdmann
Besetzung: Max Schreck – Graf Orlok/Nosferatu; Gustav von Wangenheim –
Hutter; Greta Schröder – Ellen Hutter; Ruth Landshoff – Lucy Westrenka;
Alexander Granach – Knock
Die erste »Dracula«-Verfilmung
ist der berühmte Stummfilm von Friedrich-Wilhelm Murnau (1888-1931) mit
Max Schreck in der Titelrolle (1922). Dies war selber ein Fall von filmischem
Vampirismus: Murnau verfilmte den Stoff, ohne sich die Rechte besorgt zu haben.
Er änderte Namen und Schauplätze und erfand neue Szenen. Florence
Stoker, die Rechteinhaberin und Witwe des Autors, erfuhr von dem Film erst zwei
Monate nach dem Kinostart, da Murnau, nachdem er bei »Der Januskopf«
nach Stevensons »Dr. Jekyll und Mr. Hyde« den Prozeß um die
Rechte verloren hatte (der Film gilt als verschollen), hier von vornherein mit
geänderten Namen drehte. Sie war der Meinung, dass der Film dem Buch
in keiner Weise gerecht werde, und ging gerichtlich dagegen vor. 1925 mussten
nach einem GerichtsbeSchluss alle Kopien vernichtet werden, das Negativ
war allerdings bereits ans Ausland verkauft. Es sind unterschiedliche Kopien
des Films mit verschiedenen Filmmusiken im Umlauf, u.a. von Peter Schirrmann
(1969 für die ARD) und Hans Posegga (1988 für das ZDF). Die Originalfilmmusik
von Hans Erdmann galt lange als verschollen, wurde inzwischen aber mehrfach
rekonstruiert und arrangiert, so von Gillian Anderson und, für das Münchner
Filmmuseum, von Berndt Heller.
Murnaus geniale Erfindung, die bis heute
die Vampirmythologie bereichert, ist der Schluss, bei dem der Vampir nur
durch die selbstlose Hingabe eines »unschuldigen Weibes« vernichtet
werden kann; diesen Schluss hat auch Werner Herzog für seinen »Nosferatu« übernommen.
»Ein Meisterwerk des deutschen
Stummfilmexpressionismus« (Lexikon des Internationalen Films, München
1996)
Dracula
USA, 1930, s/w, 75 min. (DRACULA)
Regie: Tod Browning; Buch: Garrett Fort nach dem gleichnamigen Bühnenstück
von Hamilton Deane und John Balderstone und dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Karl
Freund; Musik: Peter Iljitsch Tschaikowski, Richard Wagner; Schnitt: Milton
Carruth, Maurice Pivar
Besetzung: Bela Lugosi – Graf Dracula; Helen Chandler – Mina Seward; Dwight
Frye – Renfield; Edward Van Sloan – Dr. Van Helsing; David Manners – John
Harker; Herbert Bunston – Dr. Seward; Frances Dade – Lucy Weston
Die nach Murnaus »Nosferatu«
erste Verfilmung des Romans von Bram Stoker entstand nach der berühmten
Bühnenfassung von Hamilton Deane und John Balderstone von 1927, die selbst
heute noch manchmal gespielt wird und in der Bela Lugosi den Vampir auf der
Bühne verkörpert hatte. Lugosi, geb. 1882, war der erste »klassische«
Dracula, ein Ungar, der stets betonte, dass er aus einem vampirreichen
Land komme, und der, 1956 nach langer Drogenabhängigkeit gestorben, im
schwarzen Dracula-Cape begraben wurde. Leider merkt man dem Film, in dem vor
seinem überraschenden Tod eigentlich Lon Chaney den Dracula spielen sollte,
an, wie billig und schnell er heruntergekurbelt wurde. Lugosi spielte Graf Dracula
danach nur noch einmal, 18 Jahre später in der Filmgroteske »Abbott
und Costello treffen Frankenstein«. Sonst spielte er nie wieder einen
Vampir im Film, nur noch einmal einen Schauspieler, der einen solchen verkörpert,
in dem sehenswerten Streifen »Das Zeichen
des Vampirs«. Mit zwei Minuten Material, das kurz vor seinem Tod gedreht
wurde, ist Lugosi vertreten im »schlechtesten Film aller Zeiten«, »Plan 9 aus dem Weltall« von Ed Wood (USA 1956-1958). Wood ließ
die Rolle von einem Double zu Ende spielen – mit Cape vor dem Gesicht.
Dracula
England, 1958, 81 min. (DRACULA)
Regie: Terence Fisher; Buch: Jimmy Sangster nach dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Jack
Asher; Musik: James Bernard; Schnitt: Bill Lenny, James Needs
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Peter Cushing – Van Helsing;
Michael Gough – Arthur Holmwood; Melissa Stribling – Mina Holmwood; Carol
Marsh – Lucy; John van Eyssen – Jonathan Harker; Miles Malleson – Marx
Der Film, mit dem die englische Hammer-Production
und ein gewisser Christopher Lee den Durchbruch schafften, ist relativ werkgetreu
und sorgfältig inszeniert. Lee, geboren 1922, gilt als »legitimer
Nachfolger« von Bela Lugosi, der ihm seinen »magischen« Ring
vermacht hatte. Das Mitglied einer italienischen Adelsfamilie, die ihren Stammbaum
auf Karl den Großen zurückführt, hat sich inzwischen von seinen
6 Dracula-Filmen ironisch distanziert. Von Peter Cushing, der als van Helsing
berühmt wurde – seinen schauspielerischen Durchbruch hatte er interessanterweise
1947 in der legendären Hamlet-Verfilmung von Laurence Olivier erlebt, der
1978 in dem phänomenalen Dracula von
John Badham den van Helsing mindestens so beeindruckend spielte – stammt
der dumme Schluss mit den überkreuzten Kerzenleuchtern aus, der die
Glaubwürdigkeit des Films doch arg strapaziert: Muß Dracula nun auch
vor Fensterkreuzen und Wefkreuzungen weichen? Leider konnten wenige der Nachfolgefilme der Hammer-Production das Niveau dieses ersten Filmes halten.
Nachts, wenn Dracula erwacht
BR Deutschland/Spanien/Italien, 1969, 93 min. (EL
CONDE DRACULA; COUNT DRACULA)
Regie: Jésus Franco Manera; Buch: Erich Krähnke nach dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Manuel
Merino; Musik: Bruno Nicolai; Schnitt: Bruno Mattei, Gabriele Reinecke,
Maria Luisa Soriano
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Klaus Kinski – Renfield; Herbert
Lom – Professor van Helsing; Maria Rohm – Mina; Fred Williams – Jonathan
Harker
Angeblich originalgetreue, leider aber ausgesprochen
miese Verfilmung mit extrem schlechter Kameraführung; die Schauspieler
können einem leid tun. Hier haben »Dracula«
Christopher Lee (der in diesen Jahren wie bei »Draculas
Rückkehr« und »Dracula
- Nächte des Entsetzens« eigentlich nur schlechte Filme
drehte) und »Renfield« Klaus Kinski (der eben leider nicht
nur einen phänomenalen Nosferatu,
sondern auch ausgesprochen schlechte Vampirfilme ablieferte) Tiefpunkte
ihrer Karrieren erreicht – aber wahrscheinlich haben sie wenigsten gut
dabei verdient...
Dracula
England, 1973, 96 min. (DRACULA; GRAF DRACULA)
Regie: Dan Curtis; Buch: Richard Matheson nach dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Oswald
Morris; Musik: Robert Cobert
Besetzung: Jack Palance – Graf Dracula; Simon Ward – Arthur; Nigel Davenport
- van Helsing; Pamela Brown – Mrs. Westerna; Fiona Lewis – Lucy
Der Fernsehfilm des mit Gruselserials erfolgreichen
Dan Curtis wartet mit einigen interessanten Einfällen auf – so der
Identität von Dracula mit Vlad
Țepeș oder der Hinwendung zu Lucy als früherer Geliebter, zwei
Ideen, die Coppola später übernahm
- und mit einem überzeugenden Hautdarsteller, der allerdings die erotische
Komponente nicht ausdrücken kann. Das Drehbuch stammt von dem bekannten
Autor Richard Matheson, der mit dem Omega-Mann eine der interessantesten neuen Vampirideen vorgelegt hat, für die
hervorragende Kameraarbeit ist mit Oswald Morris ein mehrfacher Oskar-Preisträger
verantwortlich. Eine insgesamt gelungene, atmosphärisch dichte Verfilmung
mit leider zu vielen Längen.
Dracula
USA, 1979, 110 min. (DRACULA)
Regie: John Badham; Buch: W.D. Richter nach dem gleichnamigen Bühnenstück
von Hamilton Deane und John Balderstone und dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Gilbert
Taylor; Musik: John Williams; Schnitt: John Bloom
Besetzung: Frank Langella – Dracula; Laurence Olivier – Van Helsing; Donald
Pleasence – Seward; Kate Nelligan – Lucy; Trevor Eve – Harker; Jan Francis
- Minna
Die beste und in sich schlüssigste Verfilmung
von Stokers Roman. Frank Langella spielte, ähnlich wie Bela Lugosi,
den transsilvanischen Grafen erst auf der Bühne. Laurence Olivier,
mit dessen legendärer Hamlet-Verfilmung 1947 Peter Cushing, der van
Helsing der Fisher-Verfilmung, seinen Durchbruch erlebt
hatte, zeigte, wie die anderen Darstellerinnen, eine Meisterleistung, und
die Musik von John Williams zählt zu den besten Filmmusiken, die das
amerikanische Kino je hervorgebracht hat. Coppola hat sich für seinen Dracula zahlreicher Elemente des Badham-Films bedient, ohne dessen Geschlossenheit
und atmosphärische Dichte zu erreichen.
»Mit den Stilmitteln des märchenhaft-opernnahen
Ausstattungsstücks arbeitende Version des klassischen Stoffes, ausgezeichnet
fotografiert und sorgfältig inszeniert.« (Lexikon des Internationalen
Films, München 1996)
Nosferatu – Phantom der Nacht
BRD/Frankreich, 1978, 107 min. (NOSFERATU, FANTOME
DE LA NUIT)
Regie: Werner Herzog; Buch: Werner Herzog nach Motiven des Films von Friedrich
Wilhelm Murnau und dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Jörg
Schmidt-Reitwein; Musik: Popol Vuh, Florian Fricke; Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus
Besetzung: Klaus Kinski – Graf Dracula; Isabelle Adjani – Lucy Harker;
Bruno Ganz – Jonathan Harker; Jacques Dufilho – Kapitän; Roland Topor
- Renfield
Herzog behauptet gerne, er habe mit seinem Remake
von Murnaus Meisterwerk die ultimative Dracula-Verfilmung
geschaffen. Dies stimmt so zwar nicht, aber zumindest hat er für »Nosferatu-Lösung«
- der Vampir wird durch die selbstlose Hingabe eines »unschuldigen
Weibes« vernichtet eine wohl kaum zu übertreffende Fassung vorgelegt.
Klaus Kinski, der allzuoft schlechte Rollen spielen musste (so als
Renfield in Maneras Dracula-Verfilmung), hier aber
zu absoluter Hochform aufläuft, unterpretiert den Grafen als bemitleidenswertes
Geschöpf, das nach Erlösung sucht und zugleich eine universelle
Katastrophe heraufbeschwört. Bruno Ganz – der als zum Vampir gewordener
Jonathan Harker übrigens das Böse am Ende des Films in die Welt
trägt; hier siegt der Vampirismus! – liefert eine seiner besten Leistungen
ab, auch die übrigen DarstellerInnen sind sehr überzeugend, und
Musik wie Fotographie sind beeindruckend.
»Beeindruckende, wenn auch umstrittene Neuverfilmung
von Werner Herzog, der hier neben der Hommage an sein Vorbild Murnau konsequent
die im eigenen Werk angelegte Außenseiterthematik und seine romantische
Naturauffassung auf einem hohen formalen Niveau weiterverfolgt.« (Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Bram Stoker’s Dracula
USA, 1992, 130 min. (DRACULA)
Regie: Francis Ford Coppola; Buch: James V. Hart nach dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Michael
Ballhaus; Musik: Wojciech Kilar; Schnitt: Nicholas C. Smith, Glen Scantlebury,
Anne Goursaud
Besetzung: Gary Oldman – Dracula; Winona Ryder – Mina/Elisabeta; Anthony
Hopkins – van Helsing; Keanu Reeves – Jonathan; Tom Waits – Renfield
Der gescheiterte Versuch, aus einem mittelmäßigen
Buch mehr als einen mittelmäßigen Film zu machen. Die oppulente
Bilderflut, die symphonische Musik und die teilweise hervorragenden Darstellerleistungen
können die inhaltlichen Schwächen nicht verdecken. Der Plot hält
sich zuwenig an seine eigenen Voraussetzungen – Fantasy darf alles, doch
wenn sie gut sein will, muss sie sich an die selbstgeschaffenen Bedingungen
halten und in sich stringend und schlüssig sein! –, und vieles stimmt
nicht. Bei der angeblichen Geschichte von Vlad
Țepeș etwa – am Anfang – stimmt fast nichts; besser hätte Coppola
gar nicht erst diesen Namen verwandt! So wurde Țepeș erste Frau wahrscheinlich
von ihm ermordet, und während seiner jahrelangen Gefangenschaft in
Ungarn konvertierte er zum Katholizismus, um eine Verwandte des ungarischen
Königs zur zweiten Frau nehmen zu können. Das Gottesbild, das
der Film darstellt, ist höchst widersprüchlich (am Anfang der
rächend-blutige Gott, am Schluss der Gott der Vergebung). Das
Ende des Films ist unlogisch und überhaupt nicht schlüssig: Dracula
wird erlöst, bevor er tot ist; die Männer lassen die Frau mit
dem Monster gehen, obwohl sie keineswegs mit einem guten Ende rechnen können
- usw. usw.
Dass Coppola und die Werbung den Film als »Bram
Stokers’ Dracula« verkaufen und behaupten, dem Original so nah wie
möglich zu kommen, ist zumindest ärgerlich; zwar hält sich
Coppola bei der Personenzuordnung so eng an das Buch wie kein anderer Film,
den ich kenne, doch sind die Figuren in ihrer Anlage oft anachronistisch,
und die (Liebes-)Geschichte ist komplett erfunden.
Coppola hat sich auch in diesem Film an sein Motto
gehalten, nur bei den besten zu stehen, so etwa bei den Dracula-Verfilmungen
von Curtis und Badham,
aber es hat nichts genützt. Zwar ist sein Film noch einer der besseren
Dracula-Filme – doch angesichts Coppolas eigenem Anspruch und des enormen
Aufwandes ist er eine Enttäuschung – ein Film der vertanen Chancen.
»Aufwendige Neuverfilmung eines Literatur-
und Filmklassikers, der opernhaft die Topoi des Horror-, Abenteuer- und
Splatter-Genres ausbeutet, aber letztlich zu keiner eigenen Handschrift
findet.« (Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Andere Filme rund um Dracula
Das Zeichen des Vampirs
USA, 1935, s/w, 61 min. (MARK OF THE VAMPIRE)
Regie: Tod Browning; Buch: Guy Endore, Bernard Schubert nach einer Erzählung
von Tod Browning; Kamera: James Wong Howe; Schnitt: Ben Lewis
Besetzung: Bela Lugosi; Lionel Barrymore; Elizabeth Allan; Jean Hersholt;
Lionel Atwill
Dies ist eigentlich kein Vampirfilm, obwohl es zunächst
so scheint: Der Vampir ist nicht echt! Es ist aber der einzige Film, in
dem Bela Lugosi nach seinem »Dracula« noch einmal einen Vampir spielt. Ein Inspektor und ein Vampir-Experte klären
den Mord an einem Baron auf, der als Vampir-Untat getarnt wurde. Auch für
Freunde des Vampirfilms ein rundum gelungenes Vergnügen
»Eine geschickte Mischung von Kriminal- und
Horrorfilm, deren Wirkung durch die gute Kameraarbeit verstärkt wird.« (Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Abbott und Costello treffen Frankenstein
USA, 1948, s/w, 82 min.( ABBOTT AND COSTELLO MEET
FRANKENSTEIN; MEIN GOTT, FRANKENSTEIN)
Regie: Charles T. Barton; Buch: Robert Lees, Frederic I. Rinaldo, John
Grant; Kamera: Charles Van Enger; Musik: Frank Skinner; Schnitt: Frank
Gross
Besetzung: Bud Abbott – Chick Young; Lou Costello – Wilbur Grey; Lon Chaney
jr. – Talbot/Der Wolfsmensch; Bela Lugosi – Dracula; Glenn Strange – Monstrum
Zwei Transportarbeiter bekommen den Auftrag, Dracula
- gespielt von dem Darsteller des ersten Dracula
von 1930, Bela Lugosi – und Frankensteins Monster in zwei Kisten an
ein Gruselkabinett zu liefern. Doch das Transportgut macht sich selbständig,
und in Draculas Schloss bekommen die zwei Komiker es auch noch mit
dem Wolfsmann zu tun, dem in dieser Rolle berühmt gewordenen Lon Chaney
jr. – dessen Vater Lon Chaney, wäre er nicht überraschend gestorben,
1930 Lugosis Rolle als Dracula gespielt hätte.
Ȇberdrehte Filmgroteske, die, als Parodie
auf Hollywood-Gruselfilme, stellenweise vergnügliche Unterhaltung
bietet.« (Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Dracula und seine Bräute
England, 1960, 85 min.(THE BRIDES OF DRACULA)
Regie: Terence Fisher; Buch: Jimmy Sangster, Peter Bryan, Edward Percy;
Kamera: Jack Asher; Musik: Malcolm Williamson; Schnitt: Alfred Cox
Besetzung: Peter Cushing – Dr. Van Helsing; Martita Hunt – Baroness Meinster;
Yvonne Monlaur – Marianne; Miles Malleson – Dr. Tobler; David Peel – Baron
Meinster; Freda Jackson – Greta
Die zweite Dracula-Verfilmung von Terence Fisher für
die Hammer-Produktion nach seinem »Dracula« war eigentlich kein Dracula-Film. Hier saugt ein junger Graf, der von seiner
Mutter gefangengehalten, von einer ahnungslosen Lehrerin aber befreit wird.
Nur Peter Cushing als van Helsing, der den Vampir in gewohnter Manier vernichtet
- hier mithilfe des Kreuzschattens von Windmühlenflügeln – verbindet
diesen Film mit Fishers erstem Dracula.
Blut für Dracula
England, 1965, 90 min. (DRACULA – PRINCE OF DARKNESS)
Regie: Terence Fisher; Buch: John Samson unter Verwendung von Charakteren
aus dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Michael
Reed; Musik: James Bernard; Schnitt: James Needs
Besetzung: Christopher Lee – Dracula; Barbara Shelley – Helen; Andrew Keir
- Shandor; Francis Matthews – Charles; Suzan Farmer – Diana
Dracula wird durch das Blut eines Ermordeten wiedererweckt,
macht Jagd auf zwei Pärchen und wird schließlich im Burggraben
im Eis versenkt. Der zweite Film nach »Dracula« mit Christopher Lee als blutaugendem Graf (der kein Wort spricht!) ist
ein unglaubwürdiger, klischeehafter Aufguß aus der Hammer-Küche.
Draculas Rückkehr
England, 1968, 92 min. (DRACULA HAS RISEN FROM HIS
GRAVE)
Regie: Freddie Francis; Buch: John Elder (Anthony Hinds) unter Verwendung
von Charakteren aus dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Arthur
Grant; Musik: James Bernard; Schnitt: Spencer Reeve
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Rupert Davies – Monsignore;
Barry Andrews – Paul; Veronica Carlson – Maria; Barbara Ewing – Zena; Ewan
Hopper – Priester; Michael Ripper – Max
Wieder mal steht Dracula auf, diesmal durch das Blut
aus der Kopfwunde eines Priesters (dass er an der falschen Stelle
im Eis liegt – Vorgeschichte siehe »Blut
für Dracula«
bleibt ebenso unerklärlich wie die erste
ausgesaugte Leiche, die vor dem Wiedererwecken Draculas auftaucht). Das
Ganze wird dann ziemlich kitschig und noch konfuser; sogar den Pfahl reißt
sich der Vampir wieder aus dem Leib – weil der Pfähler Atheist ist!
Ein unglaubwürdiger, allzu grob inszenierter Film.
Dracula – Nächte des Entsetzens
England, 1970, 95 min. (THE SCARS OF DRACULA; DRACULAS
BLUTRAUSCH)
Regie: Roy Ward Baker; Buch: John Elder (Anthony Hinds) unter Verwendung
von Charakteren aus dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Moray
Grant; Musik: James Bernard; Schnitt: James Needs
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Dennis Waterman – Simon Carlson;
Jenny Henley – Sarah Fremsen; Christopher Matthews – Paul Carlson; Patrick
Troughton – Klove; Michael Gwynn – Priester; Wendy Hamilton – Julie
In diesem Machwerk – Dracula wird von einer Fledermaus
aus seinem Cape erweckt, verbreitet Angst und Schrecken und wird vernichtet
- setzt die Hammer-Production vor allem auf Sex und Gewalt; die Story ist
so abstrus wie verworren und war an der Kasse auch kein Erfolg. Zwischen
diesem Film und »Draculas Rückkehr« stand Lee übrigens noch in Maneras
Dracula-Verfilmung vor der Kamera – ein weiterer Tiefpunkt seiner Karriere.
Dracula jagt Minimädchen
England, 1972, 96 min. (DRACULA A.D. 1972)
Regie: Alan Gibson; Buch: Don Houghton unter Verwendung von Charakteren
aus dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Dick
Bush; Musik: Mike Vickers; Schnitt: James Needs
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Peter Cushing – Abraham Van
Helsing; Stephanie Beacham – Jessica Van Helsing; Christopher Neame – Johnny
Alucard; Michael Coles – Inspektor
Im vorletzten Dracula-Film aus der Hammer-Küche
wird der blutgierige Graf in die Jetztzeit versetzt; nach dem Misserfolg
von »Dracula, Nächte des
Entsetzens« war dies dringend nötig, um die Zuschauerzahlen
wieder anzukurbeln. Man wollte die Figur und Geschichte auch für Jugendliche
interessant machen. Zum ersten Mal seit 1958 stehen Christopher Lee und
Peter Cushing gemeinsam in ihren angestammten Rollen vor der Kamera. Das
kann die abstruse Story, in der Dracula von Jugendlichen (der Anführer
heißt auch noch Alucard!) bei einer schwarzen Messe wieder erweckt
und von van Helsing, dem Enkel des früheren Vampirologen, wieder mal
vernichtet wird, aber auch nicht retten
Dracula braucht frisches
Blut
England, 1973, 87 min. (DRACULA IS DEAD: BUT ALIVE
AND WELL AND LIVING IN LONDON; THE SATANIC RITES OF DRACULA)
Regie: Alan Gibson; Buch: Don Houghton unter Verwendung von Charakteren
aus dem Roman »Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Brian
Probyn; Musik: John Cacavas; Schnitt: Chris Barnes
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Peter Cushing – Van Helsing;
Michael Coles – Murray; Barbara Yu Ling – Chin Yang; Patrick Barr – Lord
Carradine; William Franklyn – Torrence; Freddie Jones – Prof. Keeley
Eines der miesesten Produkte und der letzte Dracula-Film
aus der Hammer-Küche, in dem der Graf in London 1973 (Vorgeschichte
siehe »Dracula jagt Minimädchen«)
mit Hilfe korrupter Politiker und der Pest die Menschheit vernichten will
- ganz nach dem Muster der James-Bond-Bösewichter. Folgerichtig erhielt
Christopher Lee 1974 die Rolle des Obergangsters in »James Bond –
Der Mann mit dem goldenen Colt«. Nur noch einmal trat er, zwei Jahre
später, als Dracula vor die Kamera, und das gleich in doppelter Manier:
Dracula als Vampirdarsteller. Dies war allerdings glücklicherweise
keine Hammer-Produktion, sondern die gelungene Vampirkomödie »Die
Herren Dracula«.
Andy Warhols Dracula
Italien, 1973, 102 min.(DRACULA VUOLE VIVERE: CERCA
SANGUE DI VERGINE)
Regie: Paul Morrissey; Buch: Paul Morrissey; Kamera: Luigi Kuveiller; Musik:
Claudio Gizzi
Besetzung: Udo Kier – Graf Dracula;
Vittorio de Sica – Graf di Fiori; Joe Dallesandro – Mario; Maxime de la
Falaise – Gräfin di Fiori; Dominique Darel – Saphiria; Arno Juerging
- Anton; Stefania Casini: Silvia Dionisio
Dracula braucht Jungfrauenblut und macht sich deshalb
auf nach Italien. Die Suche nach einer Jungfrau in eine dekadenten italienischen
Adelsfamilie der 20er Jahre aber scheitert: Die zwei älteren Töchter
sind die heimlichen Geliebten des marxistischen Hausdieners, der die jüngste
Tochter rechtzeitig vor Draculas Biss entjungfert und den Grafen dann
erschlägt. Die Handlung der zweiten von Warhols Hausregisseur Morrissey
1973 in Italien gedrehten Billigproduktion (nach »Andy Warhols Frankenstein«)
entwickelte sich zum Teil erst während der Dreharbeiten; die Steigerung
stereotyper Situationen des Horrorfilms bis zum blutigen Exzeß führt
den Schrecken ad absurdum.
Die Herren Dracula
Frankreich, 1976, 99 min. (DRACULA PERE ET FILS)
Regie: Edouard Molinaro; Buch: Alain Godard, Jean-Marie Poiré, Edouard
Molinaro nach dem Roman »Paris-Vampire« von Claude Klotz; Kamera:
Alain Levent; Musik: Vladimir Cosma
Besetzung: Christopher Lee – Graf Dracula; Bernard Menez – Ferdinand, seine
Sohn; Marie-Hélène Breillat – Nicole; Robert Dalban – Hotelportier;
Catherine Breillat – Herminie; Mustapha Dali – Kaleb
Ein letztesmal tritt der wohl berühmteste Dracula-Darsteller
als blutsaugender Graf vor die Kamera, und das gleich in doppelter Manier
- Dracula als Vampirdarsteller. Nachdem er den Grafen inklusive dem Dracula
von 1958 sechsmal bei der Hammer-Film-Produktion (und einmal in Maneras
mieser Verfilmung von 1969) gespielt
hatte und in den letzten Streifen nur noch verbraten wurde, bis hin zum
Tiefpunkt »Dracula braucht
frisches Blut«, konnte er hier schauspielerischen Können,
Witz und (Selbst-)Ironie zeigen. Der Graf, hier durchaus auch sexueller
Erlebnisse fähig, muss sich mit einem vollkommen aus der Art
geschlagenen Sohn herumärgern, der kein Blut trinken mag, aber seine
Amme im Sonnenlicht verbrennen lässt. Dracula und Sohn Ferdinand
verschlägt es auf unterschiedlichen Wegen nach Paris, wo Dracula als
Horrorfilm-Star Karriere macht. Die Liebe zu einer Frau lässt
die zwei zu Rivalen werden und heilt schließlich den Sohn – Draculas
Enkel allerdings beißt wieder zu...
»Eine mit elegant-leichter Hand inszenierte
Parodie, die die Topoi des Horrorfilms amüsant zu persiflieren weiß.« (Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Liebe auf den ersten Biss
USA, 1979, 96 min. (LOVE AT FIRST BITE)
Regie: Stan Dragoti; Buch: Robert Kaufman; Kamera: Edward Rosson; Musik:
Charles Bernstein; Schnitt: Mort Fallick, Allan Jacobs
Besetzung: George Hamilton – Graf Dracula; Susan Saint James – Cindy Sondheim;
Richard Benjamin – Dr. Jeff Rosenberg; Dick Shawn – Lt. Ferguson; Arte
Johnson – Renfield; Sherman Hemsley – Reverend Mike
Dracula wird von den Kommunisten aus seinem Schloss
in Transsilvanien vertrieben. In New York wird er nach zahlreichen Irrungen
und Wirrungen – u.a. wird er verfolgt von einem jüdischen Psychiater,
einem Enkel van Helsings – mit einem Fotomodell glücklich, das sowieso
nie vor dem Abend aus dem Bett kam. Eine der besten Gruselgrotesken aller
Zeiten, die als Vampirparodie nur noch vom »Tanz
der Vampire« übertroffen wird.
Sundown
USA, 1988, 94 min. (SUNDOWN – THE VAMPIRE IN RETREAT)
Regie: Anthony Hickox; Buch: John Burgess, Anthony Hickox; Kamera: Levie
Isaacks; Musik: Richard Stone; Schnitt: Christopher Cibelli
Besetzung: David Carradine – Mardulak; Morgan Brittany – Sarah; Jim Metzler
- Harrison; Maxwell Caulfield – Shane; John Ireland – Jefferson
Amüsante Westernvariante des Vampir-Motivs. Unter
der Leitung von Mardulak (in dem man wohl mit Recht Dracula vermuten darf)
lebt eine friedliche Vampir-Kolonie von künstlichem Blut. Mit einer
Gruppe, die frisches Menschenblut fordert, kommt es zu einer Art Bürgerkrieg
in bester Western-Manier. Nette Parodie mit originellen Ideen.
Cormans Dracula
USA, 1992, 77 min. (DRACULA RISING)
Regie: Fred Gallo; Buch: Rodman Flender, Daniella Purcell nach dem Roman
»Dracula«
von Bram Stoker; Kamera: Ivan
Varimazor; Musik: Ed Tomney; Schnitt: Glenn Garland
Besetzung: Christopher Atkins – Vlad; Stacey Travis – Theresa; Dong Wert
- Alec; Vessela Karlukovska – Michelle; Nikolai Sotirow – Timothy
Dracula will eine Reinkarnation einer früheren
Geliebten retten, die als Restauratorin in sein Schloss kommt – ausgerechnet
vor einem blutsaugenden Mönch.
»Eine interessante, vielschichtige Interpretation
der alten Mär, die sowohl den erotischen als auch den ödipalen
und den biblischen Aspekt beleuchtet. Die preiswerte Produktion setzt dabei
weniger auf klassischen Grusel als auf psychologische Spannung.« (Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Dracula – Tot, aber glücklich
USA, 1995, 90 min.
Regie: Mel Brooks; Buch: Mel Brooks, Rudy de Luca, Steve Habermann nach dem
Roman »Dracula« von Bram
Stoker;
Leslie Nielsen – Dracula; Mel Brooks – van Helsing
Amüsante Dracula-Parodie, die sich in
Story und Personal eng an Stokers Roman hält, diesen und sich selbst aber
zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt. Slapstick auf hohem Niveau – empfehlenswert.
Andere interessante Vampirfilme
Vampyr – Der Traum des Allan
Gray
Frankreich/Deutschland, 1932, s/w, 83 (TV 68) min.
(VAMPYR OU L'ETRANGE AVENTURE DE DAVID GREY; DIE SELTSAME GESCHICHTE DES
DAVID GREY; DER TRAUM DES ALLAN GRAY; VAMPYR)
Regie: Carl Theodor Dreyer; Buch: Christien Jul, Carl Theodor Dreyer nach Elementen
aus der Geschichtensammlung »Through a Glass Darkly«, besonders
der Novelle »Carmilla«, von Sheridan Le Fanu; Kamera: Rudolph Maté,
Louis Née; Musik: Wolfgang Zeller
Besetzung: Julian West – Allan Gray; Maurice Schutz – Schlossherr;
Rena Mandel – Gisèle; Henriette Gérard – Vampir; Sybille
Schmitz – Léone; Jan Hieronimko; Albert Bras
Die erste und beste Verfilmung von »Carmilla«.
Ein junger Mann befreit die Tochter eines Schlossherrn aus der Gewalt
des Bösen. Ein Klassiker des Horror-Genres und ein Meisterwerk des
Kinos, einer der besten Vampir-Filme aller Zeiten.
»Durch die subtile Lichtregie und kaum merkliche
Akzentverschiebungen entsteht ein Klima unfaßbarer Bedrohung, in
dem sich Traum und Wirklichkeit in ständigem Wechsel durchdringen.
Auf raffinierte Weise entzieht sich der Film sowohl den expressionistischen
Normen des Fantastischen als auch der naturalistisch-künstlichen Darstellung
des Grauens.« (Lexikon des Internationalen Films, München
1996)
Die Stunde, wenn Dracula kommt
Italien, 1960, s/w, 85 min. (LA MASCHERA DEL DEMONIO)
Regie: Mario Bava; Buch: Ennio de Concini, Mario Serandrei nach der Novelle
»Der Wij« von Nicolai Gogol; Kamera: Mario Bava; Musik: Roberto
Nicolosi; Schnitt: Mario Serandrei, André Rodriguez
Besetzung: Barbara Steele; Andrea Checchi; John Richardson; Ivo Garrani;
Arturo Dominici
1830 erwecken ein Professor und sein Assistent aus
Versehen eine 200 Jahre zuvor als Hexe hingerichtete Prinzessin, die nun
im Körper einer Nachfahrin Rache übern will. Mit Dracula hat
das nichts zu tun, und der Bezug auf Gogol ist bestenfalls Werbung. Trotzdem
ganz unterhaltsam und besonders wegen der interessanten Schwarzweiß-Fotografie
sehenswert; in manchen Kreisen als Kultfilm gehandelt.
Tanz der Vampire
England/USA, 1967, 108/118 min. (DANCE OF THE VAMPIRES;
THE FEARLESS VAMPIRE KILLERS OR PARDON ME, BUT YOUR TEETH ARE IN MY NECK;
THE VAMPIRE KILLERS)
Regie: Roman Polanski; Buch: Roman Polanski, Gérard Brach; Kamera:
Douglas Slocombe; Musik: Krzysztof Komeda; Schnitt: Alastair McIntyre
Besetzung: Jack MacGowran – Professor Abronsius; Roman Polanski – Alfred,
sein Assistent; Sharon Tate – Sarah; Ferdy Maine – Graf von Krolock; Terry
Downes – Koukol
Die ultimate Vampir-Parodie, mit der vielleicht höchsten
noch »Liebe auf den ersten Biss« mithalten kann. Der alte Professor Abronsius und sein tolpatschiger Gehilfe
Alfred gehen in einem Karpatenschloß auf Vampirjagd und stoßen
auf die seltsamsten Gestalten – unvergeßlich der schwule Grafensohn!
Bei einer großen Feier werden die zwei entlarvt – sie haben kein
Spiegelbild –, können aber entkommen. Doch das Böse siegt...
Polanski war nie besser!
Seit Oktober 1997 läuft in Wien das – äußerst
empfehlenswerte – Musical »Tanz
der Vampire« – Regie: Roman Polanski!
»Die Klischees und Handlungsmuster des Vampir-Genres
werden zu einer amüsanten Persiflage genutzt, in der makabre Schocks
durch liebevolle Typenkomik ausbalanciert werden. Eine Hommage an das alte
Horror-Kino und seine Effekte, zugleich eine Satire auf die tragikomischen
Bemühungen bürgerlich-aufklärerischer Biedermänner
im Kampf mit einer buchstäblich blutsaugerischen Aristokratie.«
(Lexikon
des Internationalen Films, München 1996)
Der Omega-Mann
USA, 1971, 98 min. (THE OMEGA MAN)
Regie: Boris Sagal; Buch: John William Corrington, Joyce H. Corrington
nach dem Roman »Ich bin Legende« von Richard Matheson; Kamera:
Russell Metty; Musik: Ron Grainer; Schnitt: William Ziegler
Besetzung: Charlton Heston – Robert Neville; Anthony Zerbe – Matthias;
Rosalind Cash – Lisa; Paul Koslo – Dutch; Lincoln Kilpatrick – Zachary
Berühmter und hervorragend gemachter Science-Fiction-Film,
bei dem der Vampir-Charakter der nach einem bakteriologischen Krieg erkrankten
lichtempfindlichen Überlebenden, die sich mit einem Wissenschaftler, der
glaubt, sie heilen zu können, einen regelrechten Krieg liefern, allerdings
weniger deutlich wird als in dem zugrundeliegenden Roman des bekannten Autors,
der neben weiteren bekannten Romanen (u.a. »Die unglaubliche Geschichte
des Mr. C.«, Roman und Drehbuch) auch das Drehbuch für die ziemlich
gelungene Dracula-Verfilmung von 1973 schrieb. Bereits 1964 hatte es eine Verfilmung mit Vincent Price gegeben (»The
Last Man on Earth«).
»Interessantes Psychogramm amerikanischer Alpträume
im Zeichen von Energiekrise und Umweltzerstörung.« (Lexikon des
Internationalen Films, München 1996)
The Rocky Horror Picture Show
USA, 1974, 94 min. (THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW)
Regie: Jim Sharman; Buch: Jim Sharman, Richard O'Brien nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Richard O'Brien; Kamera: Peter Suschitzky; Musik:
Richard O'Brien; Schnitt: Graeme Clifford
Besetzung: Tim Curry – Frank N. Furter; Susan Sarandon – Janet; Barry Bostwick
- Brad; Peter Hinwood – Rocky; Patricia Quinn – Magenta; Richard O'Brien
- Riff Raff; Jonathan Adams – Dr. Everett Scott
Ein Liebespaar gerät in ein Schloss mit
phantastischen Monstren unter Herrschaft eines Transvestiten. Aus einem
anfang erfolglosen Bühnenstück und nicht viel erfolgreicheren
Film ist inzwischen ein Kultfilm geworden mit ungezählten Variationen
auf der Bühne, auch im deutschsprachigen Raum.
»Bizarr-groteske Pop-Parodie auf Horror-,
Monster-, Science-Fiction- und Musikfilme; voll bewußter Angriffe
auf moralische und geschmackliche Konventionen.« (Lexikon des
Internationalen Films, München 1996)
Der Autovampir
CSSR, 1981, 91 min. (UPIR Z FERATU)
Regie: Juraj Herz; Buch: Jan Fleischer, Juraj Herz nach der Erzählung
von Josef Nesvadba (Vampir GmbH; auch: Der Autovampir, original:
Vampires Ltd., 1964); Kamera: Richard Valenta; Musik: Petr Hapka;
Besetzung: Jirí Menzel; Dagmar Veskrnová; Petr Cepek; Jana
Brezková; Jan Schmid
Ein Auto erzielt phantastische Leistungen, benötigt
aber dazu das Blut des Fahrers oder der Fahrerin. Die zugrundeliegende
Geschichte gilt als einer der Höhepunkte der phantastischen Literatur
Tschechiens.
»Perfekt inszenierter und optisch einfallsreicher,
skurriler Horrorfilm, der mit seinen satirischen Spitzen gegen den übertriebenen
Autokult immer wieder heitere Brechungen erzielt.« (Lexikon des
Internationalen Films, München 1996)
Begierde
England, 1982, 98 min. (THE HUNGER)
Regie: Tony Scott; Buch: Ivan Davis, Michael Thomas nach einem Roman von
Whitley
Strieber; Kamera: Stephen Goldblatt, Tom Mangravite; Musik: Michel
Rubini, Denny Jaeger; Schnitt: Pamela Power
Besetzung: Catherine Deneuve – Miriam; David Bowie – John; Susan Sarandon
- Sarah Roberts; Cliff De Young – Tom Haver; Beth Ehlers – Alice Cavender
Das in der Literatur oft variierte Thema des Vampirs,
der statt Blut das Lebensalter raubt, in wunderschönen Bildern mit
einer tollen Besetzung. Leider wirken der unnötig blutige Anfang (in
der ungekürzten Fassung auch viel zu lang) und das ebenso unlogische
wie unentschiedene Ende etwas störend.
Die rabenschwarze Nacht – Fright
Night
USA, 1985, 107 min. (FRIGHT NIGHT)
Regie: Tom Holland; Buch: Tom Holland; Kamera: Jan Kiesser; Musik: Brad
Fidel; Schnitt: Kent Beyda
Besetzung: Chris Sarandon – Jerry Dandrige; William Ragsdale – Charly Brewster;
Amanda Bearse – Amy Peterson; Roddy McDowall – Peter Vincent; Stephen Geoffreys
- Evil Ed; Jonathan Stark – Billy Cole
Ein moderner Vampir terrorisiert einen Schüler
und dessen Freundin, und der »Vampirkiller« aus dem Fernsehen
macht sich vor Angst fast in die Hosen. Brutal, schockierend und parodistisch
- einer der wenigen gelungenen Versuche, dem Genre neues Blut einzuflößen.
Die Fortsetzung, »Mein Nachbar, der Vampir«, ist dagegen nur
Dutzendware.
Lifeforce – Die tödliche Bedrohung
England, 1985, Scope, 101 min. (LIFEFORCE)
Regie: Tobe Hooper; Buch: Dan O'Bannon, Don Jakoby nach dem Roman »Vampire
aus des All« von Colin Wilson; Kamera: Alan Hume; Musik: Henry Mancini;
Schnitt: John Grover
Besetzung: Steve Railsback – Commander Tom Carlsen; Peter Firth – Inspektor
Caine; Frank Finlay – Fallada; Mathilda May – Frau aus dem All; Patrick
Stewart – Dr. Armstrong; Nancy Paul – Ellen; John Hallam – Lamson
Ein Film über außerirdische Vampire: Leichen
Außeriridscher werden in einer Umlaufbahn geborgen, erwachen und
saugen den Menschen Lebenskraft und Seelenenergie aus. Die trickreiche
und gut fotografierte Science-Fiction-Story wird leider durch allzu oberflächlich
angelegte pseudoreligiöse Komponenten gestört.
Krieg der Vampire
BRD/Kuba/Spanien, 1985, 72 min., Zeichentrickfilm
(VAMPIROS EN LA HABANA)
Regie: Juan Padrón
Die Liga der europäischen Vampire streitet mit
der amerikanischen Vampir-Mafia um die Welt-Herrschaft und das Mittel,
das gegen Sonnenstrahlen immun macht. Die Persiflage auf Gangster- und
Vampirfilme beinhaltet auch durchaus ernstzunehmende politische Kritik.
The Lost Boys
USA, 1986, 97 min. (THE LOST BOYS)
Regie: Joel Schumacher; Buch: Janice Fischer, James Jeremias, Jeffrey Boam;
Kamera: Michael Chapman; Musik: Thomas Newman; Schnitt: Robert Brown, Larry
Singer
Besetzung: Jason Patric – Michael; Corey Haim – Sam; Dianne Wiest – Lucy;
Kiefer Sutherland – David; Jami Gertz – Star; Corey Feldman – Edgard Frog
Eine amerikanische Kleinstadt wird von Vampir-Rockern
tyrannisiert. Ein junger Mann, der gerade hierhergezogen ist und an dessen
Mutter sich auch noch der Obervampir ranmacht, kann die ganze Vampirfamilie
vernichten. Unterhaltsamer, spannender und teils amüsanter Musikfilm,
leider oft zu unlogisch und manchmal unmotiviert brutal.
Gothic
England, 1986, 87 min. (GOTHIC)
Regie: Ken Russell; Buch: Stephen Volk; Kamera: Mike Southon; Musik: Thomas
Dolby; Schnitt: Michael Bradsell
Besetzung: Gabriel Byrne – Lord Byron; Julian Sands – Percy Shelley; Natasha
Richardson – Mary Goodwin; Miriam Cyr – Claire; Timothy Spall – Dr. Polidori;
Pascal King – Justine
Kein Vampirfilm, sondern ein Film über die Entstehung
eines Vampirs. Denn einer der bekanntesten Vampire wurde an jenem berühmten
Sommerabend des Jahres 1816 geboren, an dem auch »Frankenstein«
seinen Ursprung hat. Der junge Dichter Percy Shelley, Lord
Byron, sein Leibarzt (und wahrscheinlich Liebhaber) John
William Polidori und Mary Goodwin, spätere Mary Shelley, hatten
sich am Genfer See in eine Atmosphäre des Unheimlichen versponnen.
Lord Byron schlug eines Abends vor, jeder solle eine Gespenstergeschichte
schreiben. Mary Goodwin schuf aufgrund dieser Anregung »Frankenstein«,
Polidori fertigte später aus Byrons Konzept die Geschichte »Der
Vampyr«. Lord Ruthven, der »Dracula«
des 19. Jahrhunderts war also Frucht einer Art geistigen Vampirismus. Die
Ängste der Beteiligten lässt dieser Film lebendig werden,
inszeniert als »exzessiv inszenierter, opulent fotografierter Alptraum«.
(Lexikon des Internationalen Films, München 1996)
Eine hervorragende Darstellung der Ereignisse am Genfer
See findet sich auch im Hörspiel »Der
Vampyr oder Gespenstersonate am Genfer See« (2004).
Liebe mit Biss
USA, 1986, 89 min. (I WAS A TEENAGE VAMPIRE)
Regie: Jimmy Huston; Buch: Tab Murphy; Kamera: James Bartle; Musik: Steve
Dorff; Schnitt: Janice Hampton, Gail Yasunaga
Besetzung: Robert Sean Leonard – Jeremy; Cheryl Pollak – Darla Blake; Cecilia
Peck – Nora; René Auberjonois – Modoc; David Warner – Prof. McCarthy
Ein Schüler wird durch den Biss einer liebestollen
Frau zum Vampir. Nachdem er mühsam – und für das Publikum amüsant
mitzuemfinden – gelernt hat, mit seinen neuen Fähigkeiten und Beschränkungen
umzugehen, kann er Familie und Freunde überzeugen, dass auch
»andersartige« Minderheiten ein Recht auf Leben haben.
Salem II – Die Rückkehr
USA, 1987, 96 min. (A RETURN TO SALEM'S LOT; STADT
DER VAMPIRE)
Regie: Larry Cohen; Buch: Larry Cohen, James Dixon nach Charakteren des
Romans »Brennen muss Salem« von Stephen King; Kamera: Daniel Pearl; Musik: Michael Minard; Schnitt:
Armond Leibowitz
Besetzung: Michael Moriarty – Joe Weber; Samuel Fuller – Van Meer; Ricky
Addison Reed – Jeremy Weber; Andrew Duggan – Richter Axel; Ronee Blakley
- Sally
»Brennen muss Salem« (»Salem’s
Lot«, 1979) nach dem Bestseller von
Stephen King war leider nur ein bestenfalls mittelmäßiger
Gruselschocker, diese Fortsetzung ist jedoch ziemlich reizvoll. Ein Anthropologe
und sein Sohn kommen nach Salem’s Lot, wo alle Einwohner Vampire sind;
diese wollen sich mit ihnen verbünden, werden von den »Helden«
jedoch vernichtet. Horror, Witz, Philosophie und moralische Diskussionen
gehen
Hand in Hand: »Die Kühe haben ihren Blutverlust in einer Woche
überwunden. Ist das nicht besser, als sie abzuschlachten?« fragt
da eine der Damen der »ältesten Rasse der Welt«.
»Mit schwarzem Humor gewürzte Gruselgeschichte,
die respektlos mit den Stereotypen des Genres umspringt; einige recht blutrünstige
Szenen werden durch die ironische Distanz der Inszenierung etwas gemildert.«
(Lexikon
des Internationalen Films, München 1996)
Der Biss der Schlangenfrau
England, 1988, 93 min. (THE LAIR OF THE WHITE WORM)
Regie: Ken Russell; Buch: Ken Russell nach dem Roman »The
Lair of the White Worm« von Bram
Stoker; Kamera: Dick Bush; Musik: Stanislas Syrewicz; Schnitt: Peter Davies
Besetzung: Amanda Donohoe – Lady Sylvia Marsh; Hugh Grant – Lord James
D'Amton; Catherine Oxenberg – Eve Trent; Peter Capaldi – Angus Flint; Sammi
Davis – Mary Trent
Für Vampirfans vor allem interessant, weil es
ein Film nach dem letzten Roman von Bram Stoker ist, dem Autor von Dracula.
Auch dies ist eine Vampirgeschichte, bei der es aber statt um Fledermäuse
und Vampire um Drachen und die vampirhafte Hohepriesterin eines Drachengottes
geht. In die Gegenwart verlegte Verfilmung, als Parodie streckenweise amüsant. Sehr viel originalgetreuer ist das Hörspiel von 2009.
Bloody Mary
USA, 1992, 112 Min. (INNOCENT BLOOD)
Regie: John Landis
Besetzung: Anne Parillaud, Robert Loggia, Anthony LaPaglia u.a.
Hübsche Vampirin verwandelt aus Versehen Mafia-Boss
in Vampir. Gemeinsam mit einem Polizisten bekämpft und vernichtet
sie ihn und seine »Familie«, bevor er die Macht an sich reißen
kann. Sehenswerter unterhaltsamer Film mit viel Action, Blut und schwarzem Humor – und Happy End.
Interview mit einem Vampir
USA, 1994 (Interview with the Vampire)
Regie: Neil Jordan; Buch: Anne Rice nach ihrem gleichnamigen Roman
Besetzung: Brad Pitt, Tom Cruise, Kirsten Dunst
Trotz überzeugender Darstellerleistungen und
zum Teil spektakulärer Bilder kommerziell wie bei der Kritik nur mäßig
erfolgreiche Verfilmung des Romans von Anne Rice sowie der danach gedrehte
Film, . Der Film verschenkt die dem Buch noch innewohnenden Reiz der Melancholie
und ist obendrein an entscheidenden Stellen unlogisch und unschlüssig,
etwa beim dem Buch absolut entgegengesetzten Schluss.
From Dusk till Dawn
USA, 1995, 108 Min.
Regie: Robert Rodriguez; Buch: Quentin Tarrantino; Kamera: Guillermo Navarro;
Musik: Graeme Revell
Besetzung: Harvey Keitel, George Clooney, Quentin Tarantino u.a.
Zwei Filme in einem: erst ein ausgeflippt-brutales
Road-Movie über ein Gangsterpärchen, dann ein Action-Horror-Vampirfilm,
bei dem in einem Bordell in der Wüste die Vampire dutzendweise mit
Weihwasser-Spritzpistolen u. ä. gemeuchelt werden – ganz unterhaltsam.
Dark City
USA 1997, 100 Min.
Regie: Alex Proyas; Buch: Alex Proyas, Lem Dobbs, David S. Goyer; Musik:
Trevor Jones; Kamera: Dariusz Wolski
Rufus Sewell – John Murdoch; Kiefer Sutherland – Dr. Schreber; William
Hurt – Inspektor Bumstead; Jennifer Conelly – Emma Murdoch; Ralph Richardsom.
- Der Führer der Fremden
Auf den ersten Blick ist dies kein Vampirfilm,
eher ein düster-morbider Science-Fiction-Thriller – doch bei genauerem
Hinsehen zeigen sich durchaus auch vampireske Elemente. Ein Mann wacht
auf ohne Erinnerung und Namen neben einer Frauenleiche. Im Wettlauf mit
der Polizei versucht er, herauszufinden, wer er und was los ist. Um Mitternacht
schäft alles ein, bis auf ihn, den geheimnisvollen Dr. Schreber (Kiefer
Sutherland, der junge Vampirführer aus »The
Lost Boys«) und seltsame, kahle, schwarzgekleidete Gestalten,
die mit Gedankenkraft die Stadt verändern – »tunen« –,
und die Erinnerungen der Menschen manipulieren. John Murdoch muss
feststellen, dass er wie alle anderen Menschen Teil eines gigantischen
Experimentes ist auf einer künstlichen Erde, auf der keine Sonne scheint
und kaum Wasser zu finden ist – beides meiden die Fremden wie echte Vampire.
Die Fremden wollen die Erinnerungen der Menschen, ihre Identität,
ihre »Seele« – Gedankenvampirismus. Doch John lernt zu »tunen«,
und mit Dr. Schrebers Hilfe macht er dem Experiment in einem echten Showdown
ein Ende. Die düster-kafkaeske Mischung aus Film noir, Science Fiction,
Fantasy, Krimi, Liebesgeschichte und Horror zeigt tolle Spezialeffekte,
ist prima gespielt und atmosphärisch extrem dicht und lässt
einen keinen Moment zur Ruhe kommen. Kino der Extraklasse! (Das Buch
zum Film taugt leider nicht viel...)
Blade
USA, 1998, 120 Min.
Regie: Stephen Norrington
Darsteller: Wesley Snipes, Udo Kier, Kris Kristofferson u.a.
Ein in jeder Hinsicht »schwarzer« Film,
reine Action, bemerkenswert vor allem durch eine richtige »Blutdusche«
am Anfang – und durch eine extreme religiös-mythologische Bedeutung,
die dem Blut des »Halbbluts« Blade zugesprochen
wird. Udo Kier (Interview), bekannt als »Dracula«
aus »Andy Warhols Dracula«, bleibt leider
als »Obervampir« Draculescu ziemlich blaß.
Deutschland, 1998, 92 Min.
Regie und Buch: Michael Busch
mit Inga Busch, Armin Dallapiccola, René Hofschneider, Rüdiger
Kuhlbrodt u.a.
Faszinierender moderner Film, der das Vampirgenre
ganz eigenständig beleuchtet: Ein Medium, das behauptet, Bilder seiner
Gedanken auf dem Bildschirm sichtbar machen kann, wird zum Vampir, der auf dem
Bildschirm eines Fernsehers erscheinen, aber nicht auf Video aufgenommen werden
kann. Genial, wie hier mit neuen Mitteln alte Klischees verbraten und auch verändert
werden, und das mit tollen Bildern und DarstellerInnen. Der Film ist
also vor allem ein Bilderfilm, ein Film über Bilder und Medien und mit
phantastischen Bildern. Wenn dann wie hier noch eine gute Story und tolle Schauspieler/innen
dazukommen, entsteht ein wirklich innovativer, sehenswerter Film, der hoffentlich
einen Verleih findet, damit ihn möglichst viele Menschen genießen
können. (mehr zu Inhalt und Ausführung siehe
hier).
Vampire (Vampires)
Vampirfilm, USA, 1997 (deutsch erst 1999),
103 min.
Regie und Musik: John Carpenter; Buch: Don Jacoby
mit James Woods, William Baldwin, Sheryl Lee, Thomas Ian Griffith, Tim Guinee
und Maximilian Schell
Ein zynisches, lakonisches und blutiges
Vampirdrama mit Westernanklängen, in dem der Altmeister der SF und des
Horrors noch einmal alle Register zieht. John Crow, ungläubiger moderner
Kreuzritter, jagt im geheimen Auftrag des Vatikan Vampire im modernen wilden
Westen der USA. Doch als der älteste aller Vampire, entstanden einst durch
einen mißglückten Exorzismus, diesen vollenden will, um auch im Tageslicht
umgehen zu können, wird Crow zum Gejagten. Und aus den Reihen der Kirche,
die die Vampire erst schuf, kommt auch noch ein Verräter... Ein hochinteressanter
Beitrag zum Genre.
Die Weisheit der Krokodile
Vampirfilm, GB, 1998, 99 min.
Regie: Po Chih Leong; Buch: Paul Hoffmann; Kamera: Oliver Curtis
mit Jude Law, Elina Löwensohn, Timothy Spall
Einer der innovativsten Vampirfilme der letzten
Jahrzehnte. Jude Law (GATTACA, eXistenZ) ist Steven Griscz, reicher erfolgreicher
Forscher auf dem Gebiet der Medizin, Maler – und Vampir. Er braucht nicht nur
das Blut, sondern auch und dadurch die Gefühle seiner weiblichen Opfer. Mit
der Ingenieurin Anne begegnet er einer Frau, die ihn fesselt. Im modernen London
entwickelt sich eine ungewöhnlich spannende und romantische Liebesgeschichte
und zugleich ein fesselndes Duell zwischen den beiden. Er braucht ihr Blut und
verfällt zusehends, sie pflegt ihn hingebungsvoll, obwohl sie weiß,
was er ist – aber sterben will sie für ihn nicht. Ein ausgesprochen spannender
und zugleich ganz ruhiger Film, atmosphärisch dicht und introvertiert, hervorragend
fotografiert und gespielt, mit einer absolut schlüssigen Geschichte und einem
überraschenden (oder doch nicht?) Ende. Zu beiden, dem Vampir und dem geplanten
Opfer, paaat übrigens das titelgebende Zitat von Francis Bacon: »Das
ist die Weisheit der Krokodile: Bevor sie ihre Opfer verschlingen, vergießen
sie Tränen.« Diesen Film sollte man gesehen haben!
Der kleine Vampir (The Little
Vampire)
Regie: Uli Edel, USA/Deutschland, 2000
Der 9-jährige Tony zieht mit seinen Eltern
in ein schottisches Dorf, wo sein Vater fein Golfzentrum aufbauen soll. Tony lernt
Rüdiger kennen, dessen Familie seit Jahrhunderten in der Gegend lebt und
sich heutzutage nur noch von Rinderblut ernährt. Die Vampire benötigen
ein geheimnisvolles Amulett, um erlöst zu werden, und das ist nur alle 300
Jahren möglich, wenn der Komet Attamon am Mond vorbei zieht. Das Erscheinen
dieses Kometen steht unmittelbar bevor, und Tony hilft den Vampiren, von ihrem
Fluch erlöst zu werden.
Nach den Büchern
von Angela Sommer-Bodenburg, mit Jonathan Lipnicki (Tony), Richard E. Grant
(Ludwig), Alice Krige (Hildegard), Anna Popplewell (Vampir Anna), Dean Cook (Lumpi),
Rollo Weeks (Rüdiger), Jim Carter (Vampirjäger Geiermeier), John Wood
(Lord McAshton), Pamela Gidley (Helga), Tommy Hinkley (Bob)
So finster die Nacht (Låt den rätte komma in)
Vampirfilm, Schweden, 2008, 110 min.
Regie: Tomas Alfredson; Buch: John
Ajvide Lindqvist nach seinem gleichnamigen Roman; Kamera: Hoyte van Hoytema
mit Kåre Hedebrant und Lina Leandersson
Die sehr gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans von John
Ajvide Lindqvist gehört für mich zu den besten Vampirfilmen der letzten Jahre! Denn er vereint in sich alle Stärken des Buches und keine der Schwächen. Die ungeheuer imposante und intensive Darstellung der beiden Kinder durch Kåre Hildebrandt (Oskar) und Lena Leandersson (Eli) prägt einen kühlen und ungemein spannenden Film. Obwohl das Buch fast eins zu eins umgesetzt wird, ist der Film sehr viel besser als das Buch. Denn alle Längen und unmöglich komplizierten Abschweifungen sind gestrichen, die Konzentration auf das Wesentliche macht diesen Film zu einem Meisterwerk.
Die US-amerikanische Neuverfilmung »Let Me In« von 2010 ist actionbetonter; ich finde ihn erheblich schwächer.
Only Lovers Left Alive
Vampirfilm, GB/D, 2013, 123 min.
Regie und Buch: Jim Jarmusch; Kamera: Yorick Le Saux
mit Tilda Swinton und Tom Hiddelston
Ein romantisches Filmdrama voller Melancholie und Wehmut um ein vampireskes Ehepaar, das nach Jahrhunderten immer mehr Schwierigkeiten mit seiner Beziehung und auch der modernen Welt bekommt.
Blutsauger. Eine marxistische Vampirkomödie
Vampirfilm, Deutschland, 2021,
128 min.
Buch und Regie: Julian Radlmaier (Drehbuch)
mit Andreas Döhler, Alexandre Koberidze, Lilith Stangenberg, Alexander Herbst, Corinna Harfouch, Daniel Hoesl u. a.
Im August 1928 verschlägt es den sowjetischen Fabrikarbeiter Ljowuschka nach einem missglückten Versuch, in einem Eisenstein-Film mitzuspielen, auf dem Weg nach Hollywood in ein deutschen Ostseebad, wo er sich als verfolgten Aristokraten ausgibt. Aus einer Romanze mit der exzentrischen Fabrikbesitzerin Octavia Flambow-Jansen wird bald eine genre- und zeitübergreifende Vampirkomödie, in der mit Euro bezahlt und Marx zitiert wird. In KINO-ZEIT konstatiert Joachium Kurz: »Es ist der süße Duft von Freiheit und Anarchie, von Ausgelassenheit und Spieltrieb, von Wut gegen die bestehenden Verhältnisse und Verkrustungen ... Wir sind Vampire – allesamt. Und vielleicht liegt letzten Endes das Geheimnis darin, dass man den Einen oder die Andere findet, von der oder dem man sich das Blut gerne aussaugen lässt.«
Das ist zwar schon lange bekannt, man denke etwa an den Wirt Chagall, der im Musical »Tanz der Vampire« von Roman Polanski singt, nachdem er Vampir geworden ist:
»Jeder saugt jeden aus, das ist das Gesetz dieser Welt. Jeder nimmt sich von jedem, das, was ihm nützt und gefällt. Wenn es kein Blut ist, ist es Liebe oder Geld.« (Michael Kunze, 1997)
Und das »Opfer« stellt in unserem Theaterstück Carmilla bereits 1994 fest: »Sind wir denn nicht alle Vampire? Besteht nicht jede menschliche Beziehung in einem Geben und Nehmen, das, wenn es aus dem Gleichgewicht gerät, leicht zu einem Aussaugen des Anderen wird?«
Da Kunst aber zu einem großen Teil darin besteht, etwas, was schon lange und oft gesagt oder dargestellt worden ist, auf eine andere Art wieder darzubieten, hat Radlmaier dazu jede Berechtigung und unterhält dabei noch blendend.
Ich verweise ergänzend auf meinen Artikel zur politischen Relevanz des Vampirismus und zitiere:
Karl Marx:
»Das Kapital ist verstorbene Arbeit, die sich
nur vampirmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und
um so mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt.«
ausführlicher:
»Der Kapitalist ist nur personifiziertes Kapital. Seine Seele ist die Kapitalseele. Das Kapital hat aber einen einzigen Lebenstrieb, den Trieb, sich zu verwerten, Mehrwert zu schaffen, mit seinem konstanten Teil, den Produktionsmitteln, die größtmögliche Masse Mehrarbeit einzusaugen. Das Kapital ist verstorbene Arbeit, die sich nur vampirmäßig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und um so mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt.«
Marx, Karl und Friedrich Engels: Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Band 23: Das Kapital Band 1, Berlin: Dietz-Verlag, 1962, S. 247
KRITIKEN ZU:
»Die Klarheit ist die Höflichkeit des Kritikers, die Deutlichkeit seine Pflicht und Aufgabe.«
(Marcel Reich-Ranicki, 1920 – 2013)
»Aufrichtigkeit ist die erste Pflicht des Kritikers.«
(Marcel Reich-Ranicki 2004 in der Talkshow »Menschen bei Maischberger«)
»Deutlichkeit heißt das große Ziel der Kritik.«
(Marcel Reich-Ranick 1970 in »Lauter Verrisse«)
»Der Kritiker hat keine Angst als Tadler zu gelten. Jeder vernünftige Mensch ist gefasst, dass die die Mehrzahl aller Kritiker tadeln muss.«
(Alfred Kerr, 1867 – 1948: 1917)
ZUR STARTSEITE VOM VAMPYRJOURNAL
ISSN 1432-9484 · seit
1995 · 28. Jahrgang
»Der Vampirmythos ist einer der stärksten Mythen überhaupt. Der verliert niemals an Biss.«
Friedhelm Schneidewind im Interview im SONNTAG EXPRESS, Köln, 01.02.2009
»Der Vampirmythos existiert seit 2000 Jahren, er ist einer der ältesten Mythen der Menschheit.«
Friedhelm Schneidewind im Interview im KURIER, Wien, 22.11.2011
»Wie alle Horrorwesen taucht die Figur auf, wenn es Ängste und Umbrüche in der Gesellschaft gibt. Die Leute flüchten in dieses Genre ... Der jetzige Hype wurde aber auch durch das Internet gemacht.«
Friedhelm Schneidewind im Interview in den Stuttgarter Nachrichten, Heidelberg, 16.03.2011
